Archaeobiocenter - Zentrum Archäobiologie
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Degradation von Knochenmaterial: Validierung von stabilen Isotopendaten leichter Elemente gewonnen aus nichtrezentem Knochenmaterial

Degradation von Knochenmaterial

Huminstoffeinwanderung an der periostalen Seite einer Tibia, Liegezeit 35 Jahre

Die Analyse von stabilen Isotopen leichter Elemente an nichtrezentem Knochenmaterial spielt eine wesentliche Rolle in den Disziplinen Anthropologie, Archäologie, Archäozoologie, Paläontologie und Rechtsmedizin, wo sie zur Rekonstruktion der Lebensbedingungen von Populationen bzw. Individuen genutzt wird. Bei der Analyse von nichtrezentem Knochenmaterial besteht allerdings immer die Gefahr, dass die ursprünglichen Isotopenverhältnisse durch degradative Prozesse während der Liegezeit der Knochen verändert wurden. Demnach ist eine Authentifizierung dieser Daten vor interpretativer Verwendung unabdingbar. Im Widerspruch hierzu steht, dass momentan kein Konsens über die zur Validierung von Isotopendaten geeigneten Methoden (Qualitätskriterien) besteht. Die Ursache hierfür ist ein unzureichender Kenntnisstand über Degradationsprozesse und der entsprechende Mangel an systematischen Studien, die sowohl die mineralische als auch die organische Komponente des Knochens berücksichtigen. Hier will der vorliegende DFG-Antrag ansetzen: Rezentes Knochenmaterial soll in einem ersten Schritt experimentell degradiert werden, wobei ein Schwerpunkt auf der erstmaligen Simulation von Knochenabbau durch Anaerobier liegt. Das systematische Monitoring sowohl der organischen als auch der anorganischen Phase während dieser Prozesse und der erwarteten Veränderung der Isotopenwerte ermöglicht die Überprüfung von bekannten Qualitätsindikatoren und die Etablierung von neuen, vielversprechenden Merkmalen. In einem zweiten Schritt sollen die gewonnen Erkenntnisse an nichtrezentem Material überprüft werden. Dabei soll, neben archäologischem Probengut verschiedener Zeiträume, insbesondere Material mit Liegezeiten unter 100 Jahren genutzt werden, um so auch Aussagen über forensisch relevante Zeiträume zuzulassen und Informationen über die wenig erforschte, aber als besonders wichtig erachtete Frühdiagenese von Knochen zu gewinnen.

Dr. Michaela Harbeck
Staatssammlung für Anthropologie und Paläoanatomie München

Dr. Melanie Kaliwoda
Mineralogische Staatssammlung München

Kooperationspartner:

  • Prof. Dr. Gisela Grupe, Anthropologie und Humangenetik, Fakultät für Biologie, LMU
  • Dr. Rupert Hochleitner, Mineralogische Staatssammlung München 
  • Prof. Dr. Karl Thomas Fehr Sektion für Mineralogie, Petrochemie und Geochemie, Fakultät für Geowissenschaften, LMU 
  • Prof. Dr. Wolfgang Schmahl Sektion Kristallographie, Fakultät für Geowissenschaften, LMU 

Förderorganisation: DFG (seit 08/2012)

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