Archaeobiocenter - Zentrum Archäobiologie
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Gheriat

Severisches Kastell Gheriat el-Garbia (Libyen) - Archäologisch-naturwissenschaftliche Untersuchungen an der römischen Reichsgrenze im nordwestlichen Libyen und in Südtunesien (sog. limes Tripolitanus)

Prof. Dr. Michael Mackensen

Im Rahmen des in den Jahren 2009 und 2010 durch die LMU-Exzellenzinitiative geförderten Projektes wurden im Jahre 2010 auch archäozoologische Analysen in Gheriat el-Garbia, einer Oase am Nordrand der Hammada al-Hamra (Libyen), durchgeführt. Das untersuchte Material stammt aus spätantiken Siedlungsschichten an der Porta Praetoria des severischen Kastells. Da diese Siedlungsschichten durch eine meterdicke Versturzschicht konserviert wurden, waren die Faunenreste exzellent erhalten. Neben zahlreichen bis aufs Artniveau bestimmbaren Knochen fanden sich in den Fundeinheiten auch Hornscheiden verschiedener Bovidenarten und Reste von Straußenfedern. Das Arteninventar umfaßt neben fast allen in römischer Zeit genutzten Haustierarten (Rind, Schaf, Ziege, Schwein, Hund, Huhn, Dromedar, Esel, Pferd) auch alle in diesem Teil der Sahara heimischen Wildboviden: Mähnenschaf, Mendesantilope, Säbelantilope, Damagazelle und Dorkasgazelle. Eine besondere Überraschung war der Fund eines Wirbels eines Knorpelfisches (Hai oder Rochen), der vom Mittelmeer in die Oase transportiert worden sein muß. Schnittspuren deuten an, daß es sich dabei tatsächlich um einen Speiserest handelt. Ungewöhnlich war auch eine Ansammlung von Hornzapfen von Boviden (Gazellen, Antilopen, Ziegen), teilweise noch mit Hornscheiden, die wahrscheinlich nicht als Schlachtreste anzusehen sind, sondern eher als eine Art Trophäe. Dies wird unterstützt durch die Art der Behandlung eines Ziegenhornes, das mit einer roten Farbschicht überzogen war – eine Behandlung, die Schlachtabfällen vermutlich nicht zukam.

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