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DFG-Projekt: Settlement continuity, changing economy, and palaeoecology: Comparing Viking Haithabu and medieval Schleswig

Prof. Dr. Gisela Grupe, Prof. Dr. Joris Peters, Prof. Dr. Claus von Carnap-Bornheim

Das wikingerzeitliche Haithabu und seine Nachfolgesiedlung, die mittelalterliche Stadt Schleswig, waren internationale Handels-zentren. Menschliche Skelettfunde re-präsentieren die körperlichen Relikte der ehemaligen Einwohner, welche Zeitzeugen des Aufstiegs und Niederganges dieser Zentren waren. Diese Skelettfunde sind von außerordentlichem wissenschaftlichen Wert, da sie ein 400jähriges Siedlungskontinuum während einer kritischen Phase in der Entwicklung der abendländischen Ge-sellschaft repräsentieren. Mittels Analyse von δ13CKollagen, δ15N, δ13CKarbonat, δ18OKarbonat, δ34S und 87Sr/86Sr aus mehreren Hundert menschlichen und tierischen Skelettfunden sollten die im Projekttitel genannten Aspekte geklärt werden.

In Bezug auf die Archäofauna gelang es, eine umfassende Rekonstruktion von Nahrungs- und Habitatpräferenzen zahl-reicher Wirbeltierspezies vorzunehmen. Hieraus ergaben sich wesentliche Informationen über das Einzugsgebiet der Jagd- und Haustiere, sowie über den Handel mit Wirbeltieren. Die Rekon-struktion von Jäger/Beute-Beziehungen mit Hilfe von Isotopen-Mischungsmodellen führte zur plausiblen Formulierung von Beutetieren, welche Teil des Ökosystems waren, allerdings für die menschliche Bevölkerung keine Bedeutung hatten und daher nicht im archäozoologischen Fundgut aufscheinen. δ34S deutet einen erheblichen „sea spray“-Effekt für Haus- und Wildtiere an. Dies gestattet die Rekonstruktion der Weidegründe für das Vieh, und spricht für die zunehmende anthropogene Auflichtung der Landschaft im Verlauf des Untersuchungszeitraumes.

Ein Durchbruch gelang bezüglich der Rekonstruktion menschlichen Nahrungs-verhaltens. Eine auf Mischungsmodellen beruhende Nahrungsrekonstruktion auf individueller Ebene zeigte den Wechsel von einer auf Fischerei zu einer auf Haustierhaltung basierten Ökonomie. Beide Siedlungen verfügten über nur wenig agrarisches Hinterland, und der erhebliche Import von Nutztieren, kenntlich an den 87Sr/86Sr-Isotopien, war daher nicht überraschend. Im Abgleich mit den archäozoologischen Befunden ergab sich, dass Haustiere in Haithabu überwiegend als Lieferant von Rohstoffen und zur Arbeitsleistung gehalten wurden, während das Nahrungseiweiß überwiegend von Fischen stammte, die in der nahen Ostsee gefangen wurden. Der Rückgang des Handelswesens in der Nachfolgesiedlung Schleswig führte zu einem umfänglicheren Import von Fischen aus dem Atlantik, während die Haustiere eine größere Rolle als Fleischlieferanten spielten. Die Ergebnisse dieses Projektes sind in zahlreichen international und nationalen Publikationen und Kongressbeiträgen öffentlich gemacht worden.

 

siehe auch insightLMU: issue 1 /2011

Hauptantragstellerin Prof. Dr. Gisela Grupe
Mitantragsteller Prof. Dr. Joris Peters
und Prof. Dr. Claus von Carnap-Bornheim

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